Massimo Suter ist
jetzt auch Hotelier

Seit wenigen Wochen engagiert sich Massimo Suter mit einem zweiten Betrieb im Tessin: Der Vizepräsident von GastroSuisse hat das Boutiquehotel Lac in Melide gepachtet und verspricht sich Synergien mit seinem Ristorante Torre in Morcote.

Eine Bushaltestelle direkt vor dem Hotel, eine kleine Rezeption und imponierende Weinkühlschränke im Speisesaal gleich dahinter, der am Morgen noch als Frühstücksraum für die Hotelgäste dient: Auf den ersten Blick fällt im Boutiquehotel Lac in Melide TI vor allem die edle Auswahl hinter dem Glas der Kühlschränke auf: Der Spitzenmerlot Sassi Grossi ist vertreten, schöne Toskaner wie Guidalberto, Baroli und auffallend viele Schäumer wie Dom Pérignon, Duval-Leroy, Perrier-Jouët oder der Franciacorta Bellavista als preiswertere Alternative.

Schaumweine als Verkaufsschlager
«Wir setzen stark auf Schaumweine aus Frankreich, Italien und dem Tessin. Das wird wohl unser Verkaufsschlager werden: etwas Schönes direkt am Luganersee essen und zu zweit ein Glas Champagner geniessen. Die Weinkarte umfasst gegen 180 Positionen», wirbt Massimo Suter (51). Der Vizepräsident von GastroSuisse und Präsident von GastroTicino ist seit dem 1. April 2022 Pächter des privilegiert gelegenen Hotels Lac mit 38 Betten in 16 Zimmern sowie je 80 Plätzen im erwähnten Speisesaal und auf der Terrasse (Bild oben). Die Küche präsentiert sich saisonal und regional. Suter verspricht: «Wir garantieren eine gehobene Küche für jedermann mit Qualitätsprodukten.»

Hellblauer, leicht bewölkter Himmel, dunkelblauer See und eine Brise: Hier kommt sofort Feriengefühl auf. Neo-Hotelier Suter rechnet mit Deutschschweizern als Kunden, die für ein verlängertes Wochenende in die Sonnenstube der Schweiz reisen und sich mit einem Bad im See erfrischen möchten. In der Zwischensaison rechnet er mit Geschäftsreisenden, welche die Nähe zu Lugano schätzen. «Das Hotel ist ein typisches Objekt, das Deutschschweizern gefällt.

Sie kommen gerne für drei Nächte ins Tessin, um in unserem Hotel zu essen und am dritten Abend im Ristorante Torre, das sich im schönsten Dorf der Schweiz befindet», sagt Suter im Stil eines Verkehrsbürodirektors.

Damit meint er das nur sechs Autominuten vom Lac entfernte ehemalige Fischerdorf Morcote, wo sich der zweite Betrieb von Massimo Suter befindet, das eben erwähnte Ristorante Torre. Er sieht Synergiepotenzial für seine zwei Betriebe, etwa beim Einkauf von Lebensmitteln und Weinen. «Wenn wir beim Einkauf die Mengen verdoppeln, wird sich das bei gewissen Produzenten auf den Preis niederschlagen», zeigt sich Suter überzeugt. Und das Hotel und die Restaurants können sich gegenseitig aushelfen, wenn mal ein Produkt fehlt.
Seine Frau Monica sei operativ verantwortlich, er selbst strategisch.

Von der Anfrage zum Pächter
Für Massimo Suter schliesst sich mit dem Lac ein Kreis, startete er doch seine berufliche Karriere mit einer Lehre als Kellner im Hotel Du Lac in Lugano-Paradiso, das sogar einen ähnlichen Namen trägt wie das jüngste «Baby» der Suters. Doch wie kommen diese dazu, nun auch noch ein Hotel zu pachten? «Ich bin angefragt worden, ein Projekt über eine Übernahme des Hotels auszuarbeiten. Als ich das Objekt analysierte, habe ich das Potenzial erkannt und mich eingebracht», erzählt Suter. Das Boutiquehotel Lac könne mehrere Trümpfe ausspielen: Die Zimmer sind erst vor drei Jahren renoviert worden.
Weitere Investitionen seien in nächster Zeit nicht nötig. Er könne auf seine Erfahrungen in der Region zurückgreifen.
Die Kombination Melide mit Morcote sei sehr attraktiv. Er möchte das Hotel auf Ganzjahresbetrieb umstellen.
Sowohl im Restaurant als auch im Hotel arbeiten je rund zehn Personen. Suter informiert: «Personell sind wir einen Mittelweg gegangen. Sollte sich das Gästeaufkommen stark erhöhen, werden wir die Mitarbeiterzahl aufstocken.»
Der Start scheint geglückt, sei doch das Hotel Lac über Ostern praktisch zwei Wochen lang ausgebucht gewesen, die Gäste hätten sich positiv über das Haus und das Restaurant geäussert. Doch Lokalmatador Suter ist sich bewusst, dass 2022 eine Herausforderung ist: Die für das Tessin so wichtigen Schweizer Gäste können wieder praktisch uneingeschränkt auch im Ausland Ferien verbringen, gebucht wird noch kurzfristiger, und das Wetter spielt bei der Planung eine wichtige Rolle. «Wir werden im Tessin keinen Ansturm wie in den letzten zwei Jahren erleben», prophezeit Suter.
In den nächsten Wochen wird das Hotel digital neu aufgestellt. Dazu gehört der Webauftritt. Aber auch das Werbematerial wie Broschüren und Visitenkarten werden neu gestaltet. Die grösste Herausforderung?
Die Antwort von Massimo Suter überrascht nicht: «Genügend Personal zu finden. Der Fachkräftemangel macht sich an der Rezeption und bei den Zimmermädchen bemerkbar.»
Das Hotel litt – wie so viele Betriebe in der Schweiz – gleich zweimal unter den Massnahmen gegen Covid-19 und konnte deshalb nie über eine längere Zeit mit voller Kraft operieren. Für das Lac steht der Stresstest noch aus.
In Zusammenarbeit mit dem Kanton betreut Suter neben dem Ristorante Torre zusätzlich einen Laden mit regionalen Produkten von Kleinproduzenten – vom Grappa über Gazosa bis hin zu Risottomischungen, hausgemachten Teigwaren (die auch im Ristorante serviert werden), Sugos, Konfitüren und den Boccalinos.
Ob die Suters noch einen weiteren Betrieb im Auge haben?
«Man soll nie nie sagen. Aber mit zwei Restaurants, einem Hotel, dem Laden und den Verpflichtungen im Verband ist mein 26-Stunden-Tag voll ausgelastet.»


Copyright © Réserve Media Group 2020 | Credits | Impressum